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  • Gabi

Minimalismus + Natur = Tiny Houses in Deutschland?



Die Mieten im engen Großstadtdschungel der Ballungszentren sind selbst für kleine Apartments mit einem durchschnittlichen Verdienst nicht mehr bezahlbar. So entdeckt immer mehr Menschen „neue“ Wohnformen mit den Zielen, sich zu „verkleinern“ und umweltfreundlicher oder vielleicht sogar autark zu wohnen.

In den Niederlanden leben bereits seit über 50 Jahren Menschen in umgebauten Kähnen auf den Grachten von Amsterdam. Aber die Niederlande gehen mit Hausbooten als Wohnform der Zukunft noch deutlich weiter und realisieren in Ijburg einen schwimmenden Stadtteil mit derzeit schon über 20.000 innovativen Einwohnern. In Deutschland fehlt es uns bekanntlich an Grachten und Kanälen. Deshalb sieht eine stetig wachsende Gruppe von architekturbegeisterten Minimalisten und Naturliebhabern sogenannte Tiny Houses als perfekte Lösung.

Aber was versteht man unter einem Tiny House? Nein, es handelt sich dabei nicht um eine Art Wohnwagen aus Kunststoff, sondern um ein tatsächliches Haus mit professionell gedämmten Wänden in Holzständerbauweise, das auch im Winter ein angenehmes Wohnklima bietet. Tiny Houses werden meist in einer Schreinerei in Handarbeit hergestellt, d.h. die Produktion ähnelt der eines sehr kleinen Fertighauses auf Rädern. Sie gelten als nachhaltig, energieeffizient und sind nach den individuellen Vorstellungen des zukünftigen Eigentümers geplant. Wer sein Tiny House mit einem PKW bewegen möchte, muss ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,5 t, eine Höhe von 4 m und eine Breite von 2,55 m beachten. Bewegt man sein Tiny House auf einem Tieflader, sind natürlich ganz andere Maße möglich.

Wie auf dem diesjährigen Tiny House Festival in Karlsruhe in den rund 20 ausgestellten Tiny Houses zu entdecken war, zeichnen sich die Häuser durch eine hochintelligente Raumaufteilung aus. So lassen die Häuser keine Wünsche offen. Wie in jedem „normalen“ Haus sind Küchenzeile, Bad mit Dusche und Toilette, Wohn-, Ess- und Schlafbereich vorhanden. Der Einzug einer partiellen Hochebene, die häufig als gemütliches „Schlafloft“ dient, ermöglicht eine Wohnfläche von rund 20 bis 25 qm. Das Foto zu diesem Artikel zeigt ein sehr gelungenes Modell von BOXLIVING.DE im Rahmen des Tiny House Festivals.

Erfrischend anders sind dabei sowohl der geringe „Footprint“, als auch der neue und „befreiende“ Minimalismus. Je weniger Dinge man besitzt, um so weniger muss man diese reinigen, reparieren, sichern, mitnehmen etc. Wichtig ist dabei aber, sich auf die „richtigen“ Gegenstände zu reduzieren, die mehrfache Nutzungsmöglichkeiten bieten. Dazu zählen Treppen, die gleichzeitig als Schrank dienen, ausziehbare Tische und natürlich auch die multifunktionalen Objekte von MANIOR, denn ein Tiny House ist zwar eine Reduktion auf das Wesentliche, aber keinesfalls ein Verzicht auf Lebensqualität – ganz im Gegenteil!

Der Engpass für den Tiny House Boom sind derzeit dafür nutzbare Flächen, aber es tut sich etwas in Deutschland. Viele Städte entdecken inzwischen diese Wohnform als Mittel gegen die große Wohnungsnot und ermöglichen tiny living z.B. auf Campingplätzen. Sehr geeignet sind Tiny Houses für Studenten, Singles und Paare. Deutschlandweit bilden sich Initiativen, sowohl in Großstädten wie auch in kleineren Gemeinden. Das wohl erste Tiny House Village steht in Mehlmeisel und bietet eine Tiny House Community und ein Tiny House Hotel, in dem man tiny probewohnen kann.

Die Online-Petition des Vereins „Einfach gemeinsam leben“ hat bereits über 20.000 Unterzeichner bei AVAAZ.org und fordert u.a. „die Anpassung der bestehenden Wohn- und Bauvorschriften zu Gunsten des Lebens in mobilen Kleinwohnformen auf Flächen, die nicht als Baugrund ausgewiesen sind, aber weder landwirtschaftlich genutzt werden, noch einen besonderen Schutz der Natur erfordern …“

Ein ordentliches Stück Pionierarbeit ist noch zu leisten - wir freuen uns auf ein Umdenken!

Wie sehen Sie die Entwicklung zum tiny living?

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